Donnerstag, 16. August 2012

Rezension: Der Duft von Erde und Zitronen

Hallo ihr Lieben,
heute geht es um Margherita Oggeros Der Duft von Erde und Zitronen

Die dreizehnjährige Imma wohnt bei ihrer Tante im Norden Italiens wie in Gefangenschaft. Keiner darf zu ihr Kontat haben oder sie sehen, weil sie den Chef eines Clans mit einem Stein tötete, als dieser versuchte, sie zu vergewaltigen. Es werden gleichzeitig Geschichten aus dem hier und jetzt und der Vergangenheit erzählt. Abwechselnd erfährt man von Immas Großeltern und ihrer Familiengeschichte und ihrer jetzigen einsamen Situation. Nach und nach erfährt man, dass Imma schreckliche Dinge miterleben musste. Doch bald findet sie den Zweitschlüssel der Wohnung. Um ihrem grauen Gefangenschafts-Alltag zu entfliehen, geht sie, wenn die Tante aus dem Haus ist, in die Stadt und trifft Paolo, einen Bücherverkäufer. Durch ihn entdeckt sie ihre Liebe zu Büchern und auch, wie schön das Leben sein kann, wenn man sich nicht verstecken muss. Paolo lässt in ihr Schmetterlinge im Bauch entstehen und das erste Mal weiß Imma, wie es sich anfühlt, verliebt zu sein.
Das Cover passt hervorragend zur Geschichte. Man sieht ein Mädchen, wahrscheinlich Imma, das sehnsüchtig aus dem Fenster guckt. Sie wirkt alleine und nachdenklich. Das orangene Lesebändchen finde ich besonders hübsch.
Der Schreibstil des Buches ist einerseits leicht und flüssig, andererseits kommt man durch den ständigen Perspektivenwechsel und die vielen Personen auch mal durcheinander. Alles wird sehr malerisch und poetisch beschrieben. Alleine der Duft von Erde und Zitronen, der Imma an zu Hause erinnert, ist ein wunderbares Bild, das die Autorin kreirt. Ich finde diesen Titel des Buches sogar fast noch besser als den italienischen Originaltitel "L'ora di pietra", was so viel bedeutet, wie "Die Stunde des Steins". Dadurch, dass man erst relativ spät erfährt, warum Imma in Gefangenschaft lebt, kommt nie Langeweile in dem Buch auf. Im Gegenteil, es ist stets interessant und einfühlsam. Man kann sich sehr gut in die Lage von Imma hineinversetzen. Immas Schicksal berührt einen von Beginn an. Sie stellt einen unheimlich mutigen und starken Charakter dar, was mit ihren 13 Jahren verwunderlich ist. Ihre Person ist geprägt von schlimmen Erlebnissen, die sie einerseits eine Zeit lang verstummen, sie andererseits aber reifen ließen. Oftmals wirkt immer um einiges reifer als ihre Tante.
Das Ende ist leider offen. Man erfährt nicht, wie es mit Imma weitergeht. Der ganze Roman besteht aus Puzzleteilen, die sich nach und nach zusammenfügen und die Geschichte schlüssig machen, doch ein großes Stück fehlt am Ende.Einserseits finde ich dies schade, andererseits gibt es dem Leser jedoch die Möglichkeit, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen.
Margherita Oggero ist mit "Der Duft von Erde und Zitronen" ein wunderschöner und zum Nachdenken anregender Familienroman gelungen. Gerne würde ich die italienische Originalfassung noch lesen, obwohl ich die Übersetzung, insbesondere des Titels, sehr gelungen finde.
Insgesamt, bin ich sehr positiv gestimmt über das Buch. Es ist in meinen Augen nur weiter zu empfehlen.

Vielen Dank an idealo.de, die mir dieses Buch haben zukommen lassen!

Euch noch einen schönen Tag,
eure Kerry


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